Im Kampf gegen die Inflation erhöht die US-Notenbank (FED) den
Leitzins ein weiteres Mal um 0.25 Prozentpunkte auf eine Spanne von 5.0 bis 5.25
Prozent. Es war der 10. Schritt in Folge. Der Wert lag zuletzt 2007, also kurz
vor der weltweiten Finanzkrise, bei dieser Marke.
Mit seinen entschlossenen geldpolitischen Massnahmen des
vergangenen Jahres hat das FED bereits grosse Turbulenzen im Banksektor
ausgelöst. Auch der jüngste Bankenkollaps, der Zusammenbruch der First Republic
Bank, konnte das FED nicht davon abhalten, weiter leicht an der Zinsschraube zu
drehen – und mit PacWest ist gerade die fünfte Regionalbank auf dem Weg zur
Kapitulation. Die kollabierten Banken hatten ihre Wertpapierbestände nicht
ausreichend gegen steigende Zinssätze geschützt, was deren Marktwert stark
ramponiert und das Anlegervertrauen erodieren liess.
Seinen Entscheid fällte das FED im Spannungsfeld zwischen
Bankenkrise und anhaltend hoher Inflation. Die US-Teuerung bleibt zu hoch. Und neben
dem weiterhin robusten Wachstum des US-Stellenmarktes sind auch die
Verbraucherpreise im März gegenüber dem Vorjahresmonat um 5.0 Prozent gestiegen.
Das ist zwar der niedrigste Wert seit Mai 2021, doch noch immer weit von der
2.0-Prozentzielmarke weg. Mit der moderaten Zinserhöhung von gestern versuchte
das FED im Spagat der Inflation nicht freien Lauf zulassen, ohne den US-Finanzsektor
weiter zu verunsichern.
Im Hinblick auf weitere Zinsschritte haben die Währungshüter
die Formulierung dahingegen abgeschwächt, dass weitere geldpolitische
Massnahmen nicht mehr explizit in Aussicht gestellt werden. Es bleiben also
auch weiterhin Zinsschritte möglich. Wie die obenstehende Grafik zeigt, geht
der Markt aktuell davon aus, dass die Zinsen im Juni konstant gehalten werden. Spätestens
zum Spätsommer erwarten die Märkte eine erste Reduktion des FED-Leitzinses.
Somit widerspricht die Markterwartung den Aussagen des FED.
Vor wenigen Stunden hat nun auch die EZB die Zinsschraube um
ein Viertelprozent angezogen. In der Eurozone liegt der neue Leitzins somit bei
3.25 Prozent. Die EZB hat zudem verlautbaren lassen, dass sie alle Instrumente
im Rahmen ihres Mandats nutzen werde, um sicherzustellen, dass die Inflation
mittelfristig zum Zielwert von 2.00 Prozent zurückkehrt.
Wie in den USA ist auch in der Eurozone der Kampf gegen die Inflation lange noch nicht gewonnen. Im April stieg die Teuerungsrate sogar leicht auf 7.0 Prozent, nachdem sie im März auf 6.9 Prozent gesunken war. Die Kernrate, bei der die schwankungsreichen Energie- und Rohstoffpreise herausgerechnet sind, ging im April nur um minimal 0.1 Prozent auf 5.6 Prozent zurück. Dies beunruhigt viele Euro-Wächter, da dies darauf hindeuten könnte, dass die Zeit der hohen Inflationsraten womöglich noch länger anhalten könnte.
Die SNB wird am 22. Juni 2023 über weitere Leitzinsschritte entscheiden.
Nachdem die Teuerung von 3.4 Prozent im Februar auf 2.9 Prozent im März sank. Die
Märkte implizieren aktuell eine weitere Steigerung um 0.25 Prozent im Juni. Wie
sich die Teuerung im April entwickelte, zeigen die morgen publizierten
Inflationsdaten.
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Elena Muggli
Associate Consultant bei Corefinanz AG.